Do 15.6. | Fr 16.6. | Sa 17.6. | So 18.6. | Mo 19.6. | Di 20.6. | Mi 21.6. |
20:00* | 21:00 | 20:00 | 20:00 | 20:00* | 20:00* |
Buch: Samuel D. Hunter, Kamera: Matthew Libatique, Musik: Rob Simonsen
Mit: Brendan Fraser, Sadie Sink, Hong Chau, Samantha Morton, Ty Simpkins u.a.
272 Kilo bringt Charlie auf die Waage. Eigenständig laufen kann er schon längst nicht mehr. Seine Literatur-Kurse hält der Dozent per Zoom und ab-geschalteter Kamera ab. „Wer wollte mich als Teil seines Lebens haben?“, fragt Charlie irgendwann einmal. Seine Teenager-Tochter reagiert mit Ekel, als sie den Vater nach acht Jahren zum ersten Mal in seinem schmuddeligen Apartment sieht. „Werde ich jetzt auch so fett?“ fragt sie panisch. Bei einem bedrohlichen Blutdruck von 238 will seine einzige Freundin den Notarzt rufen. Doch der Dicke bleibt stur, stopft lieber weiter Schokoriegel in sich hinein. Bald wird freilich klar, die Fresssucht hat dramatische Ursachen. Vor Jahren verlor Charlie seinen Partner, seine Homosexualität wurde vom streng religiösen Vater stets verurteilt.
Zur Verzweiflung über das eigene Schicksal gesellen sich zunehmend Schuldgefühle, Frau und Tochter vor acht Jahren verlassen zu haben. Nun steht die siebzehnjährige Ellie plötzlich vor der Tür. Sie gibt sich unversöhnlich und abweisend. Ellie zeigt sich schroff, demütigt ihren Vater gnadenlos. Ähnlich rigoros verhält sie sich gegenüber dem jungen, naiven Missionar Thomas. Ihn nutzt sie skrupellos aus, verführt ihn zum Kiffen – doch noch ahnt keiner, was der Teenie tatsächlich im Schilde führt.
Unterteilt in sechs Tage, schildert das Drama das Schicksal des verzweifelten Helden. Neue Figuren bringen täglich neue Steinchen in das Mosaik des Psychogramms, das zunehmende beklemmender und packender wird. Zum exzellent aufgestellten Typen-Karussell gehören Ex-Frau Mary, die Studenten via Zoom sowie ein Pizzabote, der neben dem täglichen Abendessen noch einen überraschenden Wow-Effekt ausliefern wird.
So klein dieser schäbige Schauplatz, die einzige Kulisse des Kammerspiels, so groß der visuelle Einfallsreichtum von Darren Aronofsky. Seien es Schatten, die immer wieder am Fenster vorbeihuschen und ein neues Kapitel ankündigen. Oder geheimnisvolle Türen, die irgendwann geöffnet werden und Geheimnisse preisgeben. Selbst ein banales Fensterbrett mit Vogelfutter bekommt hier eine fast unheimliche Qualität.
Schauspielerisch gelingt Brendan Fraser der ganz große Wurf: Hinter seiner ebenso monströsen wie makellosen Maske wirkt er wie einst John Hurt als der „Elefantenmensch“. Anders als bei den üblichen Fat-Suits funktioniert die Illusion hier perfekt bis in die Äderchen. Die emotionale Achterbahn zwischen Verzweiflung, Hass und Hoffnung, zwischen Schroffheit und Sensibilität präsentiert Fraser mit enormer Glaubwürdigkeit.
(Programmkino.de, Dieter Oßwald)
Kurzfilm:
Kurzspielfilm, Großbritannien 2011
Regie: Douglas Hart, 8'17 Min.
Alex und sein Vater sind emotional so weit voneinander entfernt wie geografisch. Im verblassenden Licht des Weihnachtstages greift Alex zum Telefonhörer und ruft zu Hause an.